2. Ortsgeschichte nach Th. Gallistl

Ortsgeschichte
Th. Gallistl
1903

G l ö c k e l b e r g

34,2 km südwestlich von Krummau gelegen, ist ein Pfarrdorf mit 118 Häusern und 763 Einwohnern. Die Gründung dieses Ortes fällt in das 17. Jahrhundert. Um das Jahr 1670 wurde in den ausgedehnten dichten und sumpfigen Wäldern dieser Gegend vom Fürsten Johann Christian von Eggenberg eine Kohlenbrennerei errichtet; die Arbeit versahen 4 Männer aus Melm (bei Oberplan), denen der Fürst später bewilligte, sich Hütten zu bauen und die ausgerodeten Waldstrecken urbar zu machen. Mit großer Mühe und Anstrengung wurden endlich die sumpfigen Flächen in Felder und Wiesen umgewandelt. Von dieser Arbeit zeigen noch heute die langen Steinreihen längs der Felder und Wiesen.
Bald kamen zu diesen vier Hütten noch andere Ansiedlungen und so entstand der südliche Teil von Glöckelberg, „Althäuser“ genannt. In späterer Zeit entstanden 1 km östlich davon wieder mehrere Häuser, das sogenannte „Vorder_Glöckelberg“. In der neuesten Zeit erst wurden um die Kirche herum Häuser gebaut, „Neuhäuser“ genannt. Vor der Errichtung der Lokalie war Glöckelberg nach Oberplan eingepfarrt. 1705 zählte der Ort 30 Holzhäuser, deren Besitzer in diesem Jahre vom Fürsten Christian von Eggenberg vom Totenfalle befreit wurden.
Unter Kaiser Josef II. wurde 1785 in Glöckelberg eine Lokalie errichtet und 1787 mit einem Seelsorger besetzt. Der Gottesdienst wurde zuerst in einer hölzernen Kapelle abgehalten. Doch schon 1788 wurde mit dem Bau einer Kirche begonnen; diese wurde am 9. Oktober 1794 zu Ehren des hl. Johann von Nepomuk eingeweiht. Am 19. April 1857 wurde die Lokalie zu einer Pfarre erhoben. Am 21. Mai 1876 brannte die Kirche ab und an ihre Stelle trat die neue gotische Kirche (erbaut 1878-1879). Mit der Gründung der ersten Kirche 1788 wurde auch eine Schule errichtet, die 1838 vergrößert und 1899 abermals durch einen Zubau erweitert wurde; sie ist derzeit vierklassig mit einer ganzjährigen Expositur für die ersten fünf Schuljahre in Hüttenhof.
Glöckelberg besitzt ein k. k. Post- und Telegraphenamt und ist der Sitz mehrerer Verein, u. zw.: eines freiwilligen Feuerwehrvereines, eines Militärveteranenvereines, einer Böhmerwald-Bundesgruppe, einer Gewerbegenossenschaft, eines Schulkreuzervereines, einer Raiffeisenkassa und einer Stierhaltungsgenossenschaft.
Über den Namen Glöckelberg wissen zwei Sagen zu berichten; die eine lautet:
Fürst Christian, dem diese Ortschaft gehörte, hatte einst bei einem Besuche dieser Gegend einige Weiber gesehen, die in großen Tragkörben Gras nachhause trugen; da guckten denn viele Blumen hervor, die allgemein Glöckerln genannt wurden; der leutselige Fürst soll nun die Weiber gefragt haben, was sie da trügen. „Glöckerln vom Berge“ war die Antwort. Dies hatte dem Fürsten so gefallen, dass er die neue Ortschaft Glöckelberg benennen ließ.
Die andere Sage meldet, dass ein weidendes Rind mit seinen Hörnern aus dem Wiesengrund eine Glocke hervorgescharrt und die Bewohner der neuen Ansiedlung daher den Namen Glöckelberg zum Ortsnamen gewählt hätten.
Höchstwahrscheinlich jedoch rührt der Name Glöckelberg von der glockenförmigen Gestalt der umliegenden Berge her.
Altertümliche Funde als Münzen, Hufeisen und dgl. lassen darauf schließen, dass schon in früheren Zeiten, namentlich zur Zeit des 30jährigen Krieges, der Pass von Glöckelberg von verschiedenen Völkerscharen als Durchzugsstraße benützt worden war. Ein Flurteil führt heute noch den Namen „Schwedin“.
Nach Glöckelberg sind eingeschult:
H ü t t e n h o f, Dorf mit 76 Häusern und 536 Einwohnern. Daselbst soll einst eine Glasfabrik bestanden haben, nach deren Verfall sodann ein Meierhof errichtet wurde. Dieser wurde 1792 aufgelassen und die Gründe an Holzhauer verteilt. Der in Hütten abgeteilte Hof besteht noch heute und führt daher mit den noch später zugebauten Häusern den Namen „Hüttenhof“
J o s e f s t h a l, ein Dorf mit 20 Häusern und 284 Einwohnern. Daselbst befindet sich eine Glasfabrik, die im Jahre 1823 erbaut und nach dem Fürsten Josef Schwarzenberg benannt wurde und nun im Besitze der Firma C. Stölzle`s Söhne, Aktiengesellschaft für Glasfabrikation, ist.
S c h ö n e b e n, eine Ortschaft, bereits in Oberösterreich gelegen, zählt 12 Häuser mit 63 Einwohnern, liegt an der Bezirksstraße nach Ulrichsberg.
S o n n en w a l d am Schwarzenbergerkanal und gleichfalls in Oberösterreich gelegen mit 16 Häusern und 95 Einwohnern; es hat eine Glasfabrik, die 1700 – 1720 in Betrieb stand und dem Kloster Schlägl gehörte.
Nach Glöckelberg ist noch eingeschult der Hinterhammer (von Oberplan) und das Hegerhaus auf der Melmer Weide. „ 
 

Die Überlegungen zur Namensgebung hat der Chronist des Gemeindegedenkbuches Ende der Zwanzigerjahre durch eine sehr nahe liegende, neue Version bereichert. Ihm wurden von Bewohnern des Ortes folgendes erzählt: Die ersten Siedler waren Kohlenbrenner, die hier eine große Kohlenbrennerei betrieben. Mit einer Glocke wurde den zerstreut in den umliegenden Wäldern gelegenen, kleineren Brennereien die Tages- und Arbeitszeitenabschnitte bekannt gegeben. Hieraus habe sich für die Kohlebrennereien der Name Glöckelberg ergeben.